Wie an einer Perlschnur aufgereiht liegt in Island ein Abenteuer neben dem andern und wir sind mittendrinnen
Skitouren in Island sind eine Klasse für sich, aber das ist längst nicht alles: Unser Programm für danach sind tosende Wasserfälle, blaues Thermalwasser, fauchende Geysire, die niedliche Stadt Reykjavik und das Fischereimuseum in Olafsfjördur. Dazu gesellen sich schräge und liebenswürdige Isländer, wie der Wasserbeauftragte von Olafsfjördur, oder der Chef vom schrägsten Kaffeehause der Insel. Lest nun ein paar Auszüge aus den Höhepunkten nach unseren Skitouren.
Mývatn-Natur-Bad – besser als die Blaue Lagune
Bei ein paar Grad unter Null und starkem Wind tut das warme Wasser im Mývatn-Natur-Bad gut – jedoch mit einer Challange: Aus dem Innenbereich der Therme müssen wir übers Freie ins Becken gehen. Kalt. Sehr kalt! Einfach arktisch kalt, auch wenn´s nur 20 Meter sind. Laufen verkürzt die frostige Tortur. Der Bademeister trägt Mütze, Skibrille, Thermoanzug und Stiefel. „Sonst hältst du es nur 5 Minuten aus“, schmunzelt er. Wir schmeißen uns in den Pool und suchen nach den Stellen, aus denen das heiße Wasser strömt. Heute ist die Temperatur ein wenig niedriger als gewohnt – bei diesem tyrannischen Wetter kein Wunder. Dafür geschieht ein Wunder: Der Bademeister wird zum Kellner und serviert uns ein Bier, mehrere Biere. Die Götter haben es in Walhalla nicht so gut: Das ist sozusagen die Wohnung der gefallenen Krieger der Wikingerzeit. Bier im Thermalwasser gibt es dort glaube ich nicht.
Tripadvisor sagt außerdem: Das Mývatn-Natur-Bad sei besser als die manchmal überlaufene Blaue Lagune.
Das schrägste Pub in Island
Unweit unserer Homebase von Olafsfjördur liegt Dalvik und das Kaffeehaus (Kaffihus) „Gísli, Eiríkur, Helgi“. Chef Barni serviert mir gleich ein Bier, das gibt´s zur Fischsuppe dazu. Das Café entpuppt sich rasch als das schrägste Pub von Island. Was es so skurril macht? „Wir haben überall im Café ein paar alte Werkzeuge aufgehängt, die keine sind“, grinst Barni in sich hinein. „Ich sehe unsere Gäste oftmals rätseln, welchen Zweck diese haben könnten.“ Auf der Decke, aus der übers Dach einmal Wasser eingedrungen ist, hängt immer noch ein Kübel. „Den haben wir einfach nicht abgehängt.“ Die Zapfanlage dekorieren Fischköder für Heilbutt. Ihr könnt sie sogar kaufen, nur sind es keine echten Köder, vielleicht aber Schlüsselanhänger. Direkt auf der Holzwand neben der Bar wurden die Schildbürger lebensgroß aufgemalt. „Unser Kaffeehaus ist ein Schildbürgerstreich“, lacht Barni. Und der Chef selbst? Er steht in kurzen Hosen und T-Shirt in seinem Lokal und ist wohl auch aus Schilda. Die Nachfahren der Wikinger sind eben harte aber auch schnurrige Jungs.
Godafoss (Götter-Wasserfall)
Zwischen Akureyri und Myvatn tosen die Godafoss aus 12-Metern Höhe. Vom Parkplatz sind es nur ein 2 Minuten Fußweg. Die Fallkante der Kaskade ist durch den Lawastrom „Frambruni“ vor 8.000 Jahren entstanden, der sich aus dem Schildvulkan „Trölladyngja“ ergoss. Im Jahre 1.000 wurde das Christentum zu offiziellen Religion Islands. Am Ende der sogenannten Þingsitzung wurden im Wasserfall Götterbilder versenkt. Seither heißt der Wasserfall Godafoss (Götter-Wasserfall). Wir bleiben dort eine Weile, lauschen dem Rauschen des grünen Wassers und schießen ein paar Fotos. Eisiger Wind bläst ungeniert durch zwei lange Unterhosen, Hard-Shell und Daunenhandschuhe. Genial! Das ist Island.
Das Schwimmbad und die Basaltsäulen von Hofsos
Pool und Whirlpool liegen in einem Hang über dem Meer und bieten eine göttliche Aussicht auf den Fjord und die unbewohnte Insel Drangey. Bier wird hier zwar keines serviert, aber das Becken ist Dank Geothermie wie überall in Island beheizt. Schwimmreifen, Schwimmflügerl und Wasserbanane machen aus Männern Krieger, OK Kinder, und beschäftigen uns 2 Stunden, die wie im Flug vergehen. Thor wäre bestimmt stolz auf uns.
Die Basaltsäulen von Hofsos, kennen die wenigsten, weil sie in keinem Reiseführer stehen. Gleich hinter dem Schwimmbad am Meer thronen sie: sechseckige geometrische Skulpturen. Sie wirken, als wurden sie von einem Designer entworfen, dabei sind sie im Chaos entstanden: Basalt bildet sich aus sehr heißer Lava, die langsam abkühlt. Die meterlangen sechseckigen Basaltsäulen, formen sich senkrecht zur Abkühlungsfläche.
Gulli, der Wasserbeauftrage von Olafsfjördur
„Wo gehen wir jetzt hin? Was machen wir?“, frage ich Björn. „Zum Wasserspeicher von Olafsfjördur.“ Was dort passiert, ist selbst ihm nicht klar:„Ich weiß nur, dass ich eine Flasche Captain Morgan Rum mitnehmen soll.“ Ich traue mich kaum zu fragen: „Warum genau den Fusel?“. Björn zuckt mit seinen Schultern. Wir fahren mit dem VW-Bus von Olafsfjördur 1 km ins Landesinnere ein Stück den Berg hinauf. Gulli, ein Angestellter der Gemeinde, wartet dort auf uns. Er reicht allen freundlich die Hand und zeigt mahnend auf den Berg gegenüber, ohne ein Wort zu sagen. Wir warten gespannt. Andächtig und langsam beginnt er zu erzählen, Björn übersetzt: „Unser Wasser ist von diesem Berg über tausende von Jahren durch den Fels gesickert. Nun gelangt es gereinigt und erwärmt aus dem Boden wieder ans Tageslicht.“ Alle nicken wohlwollend, ein wenig fragend, noch gespannt, was nun folgen wird. „Ihr trinkt gleich das älteste aber reinste Wasser der Welt“, fährt er ergriffen fort. Der betagte Herr steckt nun ein paar Gläser in die Löcher des Plastikrohrs, das horizontal an der Wand des Häuschens hängt. Die passgenauen Öffnungen habe er übrigens selbst hineingefräst. Mit zittrigen Händen schenkt er behutsam reichlich Captain Morgan ein, fügt das besagte Wasser hinzu und schließt seine Zeremonie mit: „Das purste Wasser verdient nur den besten Rum.“ Ich sehe schmunzelnde Gesichter, wage einen skeptischen Blick nach links und rechts, alle sind sich einig: Da müssen wir jetzt durch. „Skál!“, ruft er und hebt sein Glas. Unser Abend beginnt beschwingt.
Das Fischereimuseum von Olafsfjördur
Ölafsfördur ist ein kleines verträumtes Dorf im Norden Islands direkt am Meer. Es hat eine Kirche, ein Lebensmittelgeschäft und ein Fischereimuseum. Gunnlaug Helga Ásgeirsdóttir führt uns durchs die Halle, in der ein Fischkutter aufgebaut wurde. Sie ist eine Freundin von Björn Ingason und begleitet uns immer wieder mal neugierig. In der Stadt Akureyri hat sie Fischerei studiert. Stolz und nachdenklich schildert sie mit ihren zarten 20 Jahren die Geschichte des Fischens in Island. „Großen Stellenwert hatte der Herings-Fang“, erklärt sie. „Das war nicht immer so, denn bald waren die Gewässer überfischt.“ Heute arbeiten Islands Fischer nachhaltig. „Einheimische hatten die Idee für das Museum, damit Gäste mehr über die hiesige Lebensweise erfahren“, freut sie sich. Finanziert wurde es von der Gemeinde Ölafsfördur, der Eintritt ist frei.
Die Geysire von Reykjahlíð
Das Beste an Island ist ein Geothermiegebiet: heiße Quellen, blubbernde Schlammlöcher, dampfende Steinsäulen. In Reykjahlíð, nahe dem See Myvatn, sehen wir endlich das Island wie wir es uns vorstellen. Wir brauchen ein wenig länger als die anderen Besucher ; die Bilder verraten warum.
Highlights in Reykjavik
Auf der Rückreise von unserem Skitouren-Trip lassen wir es uns in Reykjavik gut gehen. Viel ist an einem Tag nicht möglich, aber die wichtigsten Highlights gehen sich aus.
Hallgrímskirkja
Inspiriert wurden die Architekten der Kirche von den Basaltsäulen der Vulkane. Erbaut wurde sie 1945. Sie ist fast von jedem Punkt in Reykjavik zu sehen. Im Kirchturm geht´s mit einem Lift hinauf, zur Kirche auf den Hügel am besten zu Fuß.
Harpa – Konzerthaus und Konferenzzentrum
Das kulturelle Herz der Isländer schlägt hier besonders laut: Die Harpa beherbergt die besten Shows und Konzerte des Landes und gilt als Maßstab für Nordic Design sowie puristische Architektur.
Die Sonnenfahrt
„The Sun Voyager“ ist eine Skulptur von Gunnar Árnason, die fünf Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt liegt. Das Wikinger-Schiff aus Metall gilt als ikonisches Wahrzeichen der Stadt und zeigt zum Sonnenuntergang noch Norden.
Shoppen
Die Haupteinkaufsmeile von Island bilden die Straßen: Laugavegur, Austurstraeti, Laekjargata und Skolavördustigur. Kaufhäuser gibt es dort nicht. Kleine Läden, Mode- und Souvenirshops, Restaurants sowie Cafés treffen hier aufeinander. Männer, versucht euch in einem der einladenden Pups, während eure Frauen ausschwärmen.
Mein Resümee
Neben Skitouren könnt ihr in Island noch viel mehr erleben: Die Sehenswürdigkeiten, die wir besuchen, sind nur einige der vielen Highlights, welche die Insel bietet. Skitouren-Freaks sehen verzauberte Gipfel, das Meer von ganz oben, vielleicht auch Elfen und Spuren von Trollen. Sie genießen ihre Zeit unter Gleichgesinnten, die alle nur das eine wollen: eine gemütliche Skitour und eine geile Abfahrt im feinsten Pulver von Island.
Hier geht´s zu den Terminen der nächsten Skitouren in Island.